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20. März 2013

Durch das Steinacher Ried
Wanderleiter Peter Liebert / Distanz 11 km / Höhenunterschiede: nicht nennenswert

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Der lange, schneereiche Winter hat uns in diesem Jahr immer wieder daran gehindert, geplante Wanderungen anzutreten. Somit ist es unsere erste in der Saison 2012. Mit PKW´s fahren wir über Gaisbeuren und Reute nach Untermöllenbronnn, einem kleinen Ort am Südrand vom Steinacher Ried. Leider beginnt es pünktlich zum Start zu regnen. So legen wir die erste Etappe unter Schirmen und Regenjacken zurück, doch wir haben Glück, bereits nach kurzer Zeit hört es wieder auf.
Wanderführer Peter Liebert, ein Geologe, vermittelt uns viele Informationen zum Ried, seiner Entstehung, Geschichte, Nutzung und Flora.

Das Steinacher Ried umfasst eine Fläche von 515 ha, und ist jetzt als Landschaftsschutzgebiet ausgewiesen. Es liegt geographisch gesehen zwischen Bad Waldsee und Aulendorf. Entstanden ist es durch Gletscheraushobelungen der Würmeiszeit vor etwa 18.000 Jahren. Es war praktisch ein riesiger Schmelzwassersee, der im Laufe von Jahrtausenden verlandete und sich zu einem Hochmoor entwickelte.
     Später wurde es für die Torfgewinnung benutzt. Ab dem 19. Jahrhundert arbeiteten hier während der Sommerzeit bis zu 300 Personen als Torfstecher. Etwa 500 Trockenhütten standen damals im Ried. Zu Beginn des 1. Weltkrieges wurden noch rund 10.000 Tonnen Torf mit der Bahn versandt (Ladestation Herdtle ). Sogar die ersten Allgäu-Züge sind noch mit Torf beheizt worden. Später folgte dann die Bedeutung des Moores auf dem Gesundheitssektor. Heut ist der Torfabbau eingestellt, zum Zweck der Kuranwendung wird nur noch im Reichermoos (bei Vogt) Torf gestochen.

Wir wandern weiter auf schmalen Moor-Pfaden, vorbei an kleinen Teichen, durch eine eigenartige, faszinierende Natur. Bei Schlupfen tangieren wir kurz die Strasse und Bahnlinie nach Aulendorf, gehen dann linkerhand weiter zur ehemaligen Ladestation, heute Hofgut Herdtle. Dann tauchen wir wieder in den Wald ein, kommen zur urigen Gaststätte Rothaus, ein Ausflugslokal, mitten im Wald. Ein guter Tip für eine Waldeinkehr an einem sonnigen, heißen Sommertag, auch mit dem Auto erreichbar, ( Tal. 07524 / 9909535). Dort wenden wir uns rechts, wandern etwas auf verschlungenen Wegen und stehen dann vor dem Bildstock “Gute Beth”

Elisabeth Achler, genannt die “Gute Beth” lebte von 1386 - 1420.
Sie war Schwester im Franziskanerorden und war Mitbegründerin des Frauenklosters Reute. Dort führte sie ein Leben in Abgeschiedenheit, Armut und Gebet, kümmerte sich um die Küche und versorgte die vielen Armen an der Klosterpforte. Man sagte, dass sie die Wundmale Christi trug und jahrelang ohne Essen gelebt habe. 1766 wurde sie selig gesprochen.

Wir wandern weiter und kommen bald zum heutigen Ausgangspunkt zurück.
Im Gasthaus Dreitannen in Untermöllenbrunn kehren wir ein (Tel. 07542 / 1230); eine empfehlenswerte Vespergaststätte.

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Die Gute Beth und die Wildsauen
(eine Sage aus dem Ried)

     Der seligen Guten Beth von Reute (lebte 1386 - 1420) werden viele guten Dinge nachgesagt, auch Wunderliches. Eine Sage aus dem Ried, zwischen Herdtle  und Möllenbronn, bestätigt das. Darin geht es um die Gute Beth, einen Förster, ein Rudel Wildsauen und einen Bildstock.
     Ein Förster namens Paradeis hat sich geärgert, daß die Wallfahrer auf dem Weg zur Guten Beth nach Reute den Weg durch den Tannenwald abkürzten. Er stellte an dem von den Wallfahrern eigenmächtig angelegten und ausgetretenen Pfad Verbotsschilder auf, die jedoch nicht beachtet wurden.
     Da hat er eine Äußerung getan: “ Wenn diese Wildsauen (mit diesem herben Ausdruck bedachte er die Pilger) den Weg weiter benutzen, werde ich sie niederschießen. “
     Er lauerte im Gebüsch auf, ob der Weg trotz des Verbotes weiter benutzt würde, und tatsächlich, er hörte betende Pilger herankommen und begab sich in schußbereite Position.
     Aber welcher Schrecken durchfuhr ihn, als statt der betenden Pilger ein Rudel Wildschweine heranssauste und schnurstracks auf ihn zu galoppierte. In aller Hast, um sich in Sicherheit zu bringen, kletterte er auf einen Baum. Doch die Wildsauen umringten den Baum, wühlten den Boden auf und zernagten die Wurzeln, so daß den Förster die größte Angst befiel, der Baum werde bald stürzen und er eine Beute der wütenden Wildsauen sein.
     In höchster Not nahm er seine Zuflucht zur Guten Beth und gelobte, ein Bild von Ihr aufzustellen und den Pilgern die Benutzung des Pfades zu erlauben, wenn sie ihn vor den Wildschweinen rette.
     Im selben Augenblick ließen die Wildschweine von ihrer Wühlerei ab und verschwanden im Wald. In der Ferne aber hörte der Förster jetzt wieder das Beten der herannahenden Gut-Beth-Pilger. Er hielt sein Gelöbnis und stellte am Ort seiner Todesgefahr einen “Gut-Beth-Bildstock” auf.

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       Gasthaus “Rothaus” /  Gasthaus Dreitannen   

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 Bildstock Gute Beth

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